Thorakale Raumforderung bei einem Neugeborenen - Dez. 2014
Bei einer Durchleuchtung der Trachea eines Neugeborenen wegen eines Stridors fiel re apical eine große Raumforderung auf.
Durchleuchtung Thorax seitlich
Woran denken Sie? (s.u.)
Auf der ap-Aufnahme ist die 'Raumforderung' scharf vom Herzen abgrenzbar (Kulissenphänomen, kleine Pfeile Abbildung unten), somit muss die Struktur dorsal liegen (wenn sie sich intrathoracal befinet). Dies bestätigt auch die Seitaufnahme (große Pfeile). Da der Thymus ventral liegt und die Begrenzung einer Oberlappen-Atelektase nicht nach caudal sondern nach cranial convex gebogen wäre, musste an eine andere, 'echte' Raumforderung gedacht werden. Bei Säuglingen kommt hier am ehesten ein Neuroblastom infrage, das auch vom thoracalen Grenzstrang ausgehen kann. Die Katecholamine im Urin waren jedoch 'negativ'. Sonographisch ließ sich mediastinal lediglich nach dorsal reichendes Thymus-typisches Gewebe darstellen.
Sonographie des Thymus transversal (li) und craniocaudal (re, VCS= Vena cava sup.) Bei den Verlaufskontrollen ergab sich keine Änderung, so dass von einem nach dorsal reichenden Thymus ausgegangen wurde. Sieben Jahre später wurde der Junge wegen eines fiebrhaften Infektes erneut vorgestellt. Eine in diesem Zusammenhang angefertigte Röntgenaufnahme des Thorax zeigte nur noch einen geringe Rest des Thymus. Sonographisch konnte erneut nur thymus-typisches Gewebe re paramedial dargestellt werden, keine anderweitige Struktur, die die leichte Vorwölbung des Mediastinums nach rechts erklären könnte. Verkalkungen wie sie bei einem spontan involutierten Neuroblastom (im Stadium 4S, katecholamin-negativ) zu erwarten wären, waren nicht erkennbar.
Folgerung: Der Thymus kann auch nach dorsal reichen und ein Neuroblastom vortäuschen.